Ferragosto, das ist der Tag, an dem der Sommer kulminiert. Den 15. August verbringt kein Italiener, schon gar kein Sizilianer, alleine. Diesen Feiertag verbringt diese Nation gemeinsam, am besten möglichst viele Individuen als Rudel am selben Strand. Ferragosto, das ist der Tag, an dem Städte plötzlich dreimal so viele Einwohner haben, weil alle auswärts, in der Fremde, gar im unwirtlichen Norden lebenden Italiener nach Hause strömen, um in der Familien-, Freundes-, Menschenmenge zu baden.

Verbracht wird der Tag in Sizilien vorwiegend an den Stränden, die dafür eigentlich zu klein sind. Handtuch an Handtuch, und wenn man über Schirme laufen könnte, dann käme man, ohne den Sand zu berühren, bis ans Meer.

Und dann wird palavert, was das Zeug hält. Natürlich: das Wetter (ging heuer so) und das Essen. Das wird nicht nur im Großfamilienformat in Töpfen und Schüsseln herangekarrt, es wird nicht nur ausgiebig genossen, es wird vor allem wortreich kommentiert. Und auch das Essen an Ferragosto des Vorjahres und des Vorvorjahres…

Weil es ja doch ziemlich heiß ist, ist anschließend Zeit für’s Badevergnügen, das heißt, das Rudel zieht gemeinschaftlich ins Wasser, steht dort einfach nur herum, Stunde um Stunde, und: palavert.
Dann wird wieder gegessen, bevor gekartelt wird. Oder, wer einige Minuten still sein möchte: Kreuzworträtsel gelöst. Bambini schreien, Mamas schreien, junge Männer spielen Fußball, dafür finden sie immer noch irgendwo einen Flecken Strand, und gleichzeitig starren alle in ihre Telefonini, ihre Handys, die hier hauptsächtlich tatsächlich zum telefonieren verwendet werden. Denn die, die aus wichtigen Gründen nicht auch noch mit am Strand sein können, sollen ja trotzdem erfahren, wie das Wetter ist und die Pasta…