Bs. As. hält das, was es verspricht. Eine atemberaubende Metropole, brüllend laut, voll, rasant, kurz: unbeschreiblich.
Tango: Eine unbeschreiblich schöne Musik, unglaublich elegante Tänzer und, leider, noch mehr Kommerz. Als allein reisende Frau hätte ich an jeder Ecke einen Tänzer haben können, für Geld natürlich. 20 Dollar. US Dollar. Aber: europäischen oder japanischen Frauen mit ihren „Tango Lovers“ bei der Milonga zuzusehen – braucht das jemand? Oder zu beobachten, wie sich amerikanische Schnitzelgesichter mit einer Tango-Tänzerin ablichten lassen – noch schlimmer!

Essen: gibt es an jeder Straßenecke. Cafés, Restaurants, Parrillas, Sandwich- und Hotdogstände, Obst, Eis, Pizza, Burgerking, Starbucks, einfach alles. Wer nach Argentinien kommt, sollte Fleisch als Nahrungsmittel wenigstens theoretisch in Betracht ziehen, auch wenn ich unter dem Label „Green Eat“ an etwas Fleischloses gekommen bin. Die Steaks sind natürlich unbeschreiblich, aber jeden Tag konnte ich das nicht zu mir nehmen.
Sehenswürdigkeiten: Im klassischen Sinn gibt es wenige, die in den Reiseführern genannten sind schnell abgearbeitet. Zum Glück, denn dann bleibt Zeit, sich einen eigenen Blick auf die Stadt zu verschaffen und auch einen Blick hinter die Kulissen zu wagen. Immerhin einige Superlative: Gesehen habe ich die breiteste Straße der Welt, die 18-spurige Avenida 9 de Julio. Und den breitesten Mündungstrichter der Welt, der des Río de la Plata.
Schattenseiten: Gesehen habe ich auch das, was in dieser Stadt nicht glitzert: Obdachlose, die selbst vor der Kulisse des Kongresses campieren, oder die Cartoneras, die den Müll durchsuchen, hauptsächlich nach Altpapier, das sie dann für ein paar Pesos weiter verkaufen.
Ich habe erlebt, wie am helllichten Tag in der besten Gegend einem Mann das Handy aus der Hand gerissen wurde. Mir selbst ist zum Glück nichts dergleichen passiert, aber ich war mir auch nicht zu fein, in der Rush Hour in der überfüllten Subte meinen Rucksack zum „Brustsack“ zu machen, so wie das selbst die Portenos tun. Und in manchen Gegenden ließ ich die Kamera lieber ganz in der Tasche und hab auf mein Handy zurück gegriffen. Oder hab gar nicht fotografiert.
Alleine in Buenos Aires: Als Frau alleine in dieser Metropole unterwegs zu sein, ist kein Problem. Außer einigen Macho-Bemerkungen hat frau nichts Übergriffiges zu befürchten, zumindest in den „unproblematischen“ Barrios. In Cafés, in Restaurants ist völlig normal, alleine am Tisch zu sitzen, tagsüber machen das viele. Abends ist es ein bisschen frustrierend, weil dann die Portenos nur im Pulk unterwegs sind, riesen Stimmung machen und man sich deswegen ein bisschen ausgestoßen fühlt.
Nervig: Die Sache mit dem Geld. Im Zentrum schallt es von überall her „Cambio, cambioooooo“. Männer, Frauen, Junge und Alte bieten einem an, Devisen zu wechseln. Ich habe das nicht gemacht. Ich hab Geld am Automaten abgehoben, wobei das ziemlich viel Gebühr kostet. Und ich war in der Wechselstube einer Bank, das ist ein ziemlicher Staatsakt mit Pass und allem drum und dran, dauert ewig und kostet natürlich auch. Aber immerhin hab ich so erlebt, dass die Argentinier so wenig Vertrauen in ihr Geld haben, dass sie sogar kleinere Mengen, die sie erübrigen können, in Dollars umtauschen.

Um in etwa einen Überblick zu haben, was etwas kostet, hatte ich eine Devisen-App auf dem Handy. Üblich ist es hier, mit Scheckkarte zu bezahlen, aber irgendwie hatte ich, umgerechnet bei 5-Euro-Beträgen, Hemmungen, die Karte zu zücken. Hier zahlt auch im Supermarkt keiner bar, die Folge ist, dass es dort kein Wechselgeld gibt. So habe ich nicht nur einmal den ganzen Betrieb aufehalten, weil die Kassiererin Münzen ranschaffen musste. Der Porteno kann übrigens auch Schuhe oder Kleidung auf Raten kaufen. Wie das funktioniert, hab ich allerdings nicht ausprobiert.
Shopping: Abgesehen von den währungstechnischen Erschwernissen ist Buenos Aires nicht gerade ein Shopping-Paradies. Es gibt sehr schöne Einkaufspassagen in der Innenstadt, dort könnte man sich mit Allerwelts-Luxusartikeln eindecken. Aber dafür muss man nicht 12000 Kilometer weit fliegen. Für Tangotänzer ist das hier natürlich ein Paradies, aber dafür muss man nicht extra herkommen, gibt’s auch alles im Internet.
Es gibt unglaublich viele individuelle Geschäfte, in die hineinzugehen man allerdings als Tourist ein wenig Hemmungen hat. In den Souvenirläden gibt es eigentlich nur schreckliche Dinge. Oder Mate-Behältnisse. Aber dieses Nationalgetränk hat sich mir nicht erschlossen. Ich beschloss für mich, nicht alles mitmachen zu müssen.

Schön sind die Märkte, die sonntags in den Parks stattfinden. Aber dann ist ja auch die Mitnahmekapazität bei so einer Reise begrenzt…

Postkarten: gibt es nicht an jeder Straßenecke. Man findet aber schließlich ganz schöne. Schreibt diese und bringt sie zur Post. Wo es einem fast die Schuhe auszieht: Für zehn Stück nach Deutschland hab ich 430 Pesos bezahlt, das sind rund 25 Euro. Ich hatte einfach kurzzeitig vergessen, wie weit ich hier von zu Hause entfernt bin.
A propos zu Hause: Für mich geht es morgen zurück auf die Nordhalbkugel, hoffentlich ohne dicken Mann neben mir.
Carlos Gardel bekommt nun das letzte Wort, während ich meinen Koffer packe. Er singt schließlich jeden Tag besser…