Dienstag, 8 Uhr: Noto hat sich gewaschen. Befreit vom Schmutz des Vortages glänzt die Treppe der Kathedrale in der Morgensonne. Die wirft um diese Zeit noch lange Schatten. Brennt aber bereits unerbittlich auf die Stadt. In der sind um diese Uhrzeit nur wenige unterwegs.

Die Netini sind um 8 Uhr selbst im August mit sich und ihrer Stadt alleine. Manche, die offenbar keinen Urlaub bekommen haben, treten ihren Dienst im Municipio an, direkt gegenüber der Kathedrale im Palazzo Ducezio. Die Bürokratie hat auch in Sizilien niemals Ferien. Gerade hier nicht. Was aber nicht heißt, dass sie arbeitet. Und wenn, dann sehr langsam. In Sizilien hat jeder viel Zeit. Viel Papier. Viele Paragrafen. Noch sind zu dieser Stunde keine Touristen unterwegs, nur ein älteres Paar tritt aus seiner Wohnung am Corso und macht sich mit seinem Sonnenschirm auf zur Spiagga. Der frühe Vogel fängt den Wurm, auch am Strand.
