Of course my shoes got wet…

Einen „Medicane“ nennen sie in den Medien jetzt das, was die ionische Küste Siziliens in den vergangenen Tagen in Aufruhr versetzt hat. Ein Art tropischer Wirbelsturm im Mittelmeer, einen Mediterrian Hurricane, der die See in ein aufgewühltes Spektakel verwandelt hat. Auch Schäden hat er hinterlassen, zum Glück keine Verletzten oder gar Toten. In Calabernardo, ein kleiner Außenposten Notos am Meer, haben sie am Tag danach aufgeräumt.

Mit Baggern wurde der Sand von der Küstenstraße beiseite geschoben, den die Brecher tags zuvor an Land geworfen hatten. Dicke Steinbrocken liegen auf dem Asphalt. Ein Stück der Piste ist weggespült worden. Die meisten Boote wurden offenbar rechtzeitig in Sicherheit gebracht, nur die „Giusi“, die hier schon immer liegt, war den Wogen, die trotz der Wellenbrecher auf das Dorf hereinbrachen, ausgesetzt. Jetzt wurde auch sie aus dem Wasser geholt.

Signore Levanzo schaut auf das immer noch immer unruhige Meer hinaus. So ist das halt, meint er, wenn der Herbst kommt, aber nicht jedes Jahr so heftig, erklärt er mir. Der Sommer ist jetzt auch in Sizilien vorbei, mit einem großen Schlag, 23 Grad hat es nur noch, das ist für die Sizilianer Grund genug, die Winterklamotten aus dem Schrank zu holen. Ganz so schlimm finde ich es noch nicht, aber den Strand gehen mag ich jetzt auch nicht mehr. Mir ist das Meer auch im Sommer, wenn es in allen Farben blau in der Sonne glitzert, nicht wirklich geheuer, ich halte es mit den Einheimischen, die stundenlang in sicherer Ufernähe im Wasser stehen und palavern. Dort, wo am Lido di Noto, das ist das Seebad Notos, noch am vergangenen Wochenende dicht an dicht Sonnenschirme standen und im August kaum ein freier Fleck für das Handtuch zu finden ist, hat der Medicane auch gewütet, einige Stabilimenti, die die Saison nicht rechtzeitig beendet hatten, wurden beschädigt. Nach dem Sturm machen sich langsam wieder die Touristen breit, ich habe aber keine Lust mehr.

Die ist mir irgendwie am Freitag vergangenen, als ich mir das Naturspektakel in Calabernardo angeschaut hatte. Ein aufgepeitschtes Meer gibt auch bessere Motive her. So wie der Steg, der so gut es eben ging den Wellen standhielt. Wie gesagt, mir ist das Meer nicht geheuer, also hab ich mir die Situation aus sicherer Entfernung erst mal eine Zeit lang angeschaut. Die Plattform, auf der bis vor kurzem noch die Lounge einer Strandbar war, schien trotz der Wellen trocken zu bleiben. Sie erschien als optimaler Standort, um den Steg zu fotografieren. Als ob die wütende See auf so eine dämliche Fotografin wie mich nur gewartet hätte, dreht sie in dem Moment erst so richtig auf und schickte die Ausläufer einer neuen Welle in Richtung Land. Die Plattform, auf der ich stand, war im Nu unter Wasser, das mir dann bis fast an die Knie reichte. Nur nicht umfallen, hoffte ich, und noch inständiger, dass nicht eine größere Welle folgte. Noch beunruhigender war allerdings der Sog unter meinen Füßen, als das Meer sich wieder zurückzog. Ich habe, als ich wieder einen sicheren Stand hatte, noch ein paar Fotos gemacht. Meine Schuhe waren ja ohnehin schon nass.

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Ich war eine willkommene Abwechslung für die Touristen, die von der Bar aus das Wüten des Meeres verfolgten und ein paar hämische Worte hatten sie auch für mich. Vielleicht zurecht. Die Einheimischen brachten jedenfalls auch ihre Autos in Sicherheit.

Am Tag danach, als ich wissen wollte, wie Calabernardo den Sturm überstanden hat, wurde mir dann auch klar, warum manche Sizilianer ihre Grundstücke am Meer mit hohen Mauern abschotten, die so gar keinen Blick aufs Meer ermöglichen.

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