Im Tod ist keiner gleich. Das lehrt der Friedhof Recoleta. Bescheidenheit kann man hier von den Toten nicht lernen. Recoleta ist eine Totenstadt, eine ziemlich gruselige, Recoleta ist Stein gewordene argentinische Geschichte. Präsidenten, Professoren, Generäle, Künstler und die unvermeidliche Eva Duarte de Peron bilden hier eine illustre, makabere Gesellschaft.
Dann lieber das Leben. Palermo. Shabby wie das Original. Stylish wie eine Boomtown. Boring, weil tote Stadt in Kombination mit Outlet künstlich am Leben gehalten werden soll. Dass niemandem nirgendwo auf dem Planeten etwas besseres einfällt, als Menschen zum Konsum zu zwingen…
Das Leben spielt aber heute anderswo. Zum Beispiel in der Subte. Und es spielt nicht Tango:
Das Leben spielt auch auf der Straße. Auch dort keinen Tango.
Vita pulchra est…
Jetzt spielen die dort schon Dixie in der U-Bahn… und das ziemlich gut, wie mir scheint. Wird das gagenmäßig auch honoriert? Und Sambatanz auf den Straßen. Wo findet denn dann der Tango statt?
Ich finde die Gruft von Eva sieht etwas sehr düster aus von außen. Dagegen sprüht Alfonsins Nische viel mehr Eleganz, Optimismus und Stil aus. Aber er bekommt sicher weniger Blumen.
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Die Musiker bekommen auf jeden Fall reichlich Applaus. Auch Pesos. Natürlich in dem Fall auch von mir. Eine Subte-Fahrt ist nie langweilig. Alte, Arme, Kinder drücken Kaugummis, Kugelschreiber oder Karten in die Hände der Fahrgäste und sammeln sie dann vor der nächsten Station wieder ein. Manchmal kauft jemand etwas. Kinder geben auch manchmal die Hand und wer das erwidert, bekommt ein komplziertes Grußritual und drückt dafür einen kleinen Schein ab. Niemand ist von den Bettlern, Musikern, Kindern genervt, alle bleiben freundlich. Kommen Alte, Schwangere, Eltern oder Gehandicapte in den Wagen, dann wird sofort ein Sitzplatz frei gemacht. Frauen werden stets zuerst durch die Tür gelassen. Es gibt kein Gedränge, kein Geschubse.
Eine Fahrt mit der Subte kostet 5 Pesos, das waren neulich 30 Cent, heute vielleicht schon weniger. Es gibt keine Tagestickets, keine Spezial-Tickets für Touristen, nur eine aufladbare Karte, bei der eine Fahrt 4,50 Pesos kostet, oder elf Fahrten für zehn. Ich fürchte aber, dass es für mich sprachlich unmöglich wäre, eine solche Karte zu erwerben. Es hat Tage gedauert, bis ich verstanden habe, dass hier das „ll“ nicht so, wie ich es gerlernt habe, als eine Art „j“ ausgesprochen wird, sondern als „sch“. Zum Beispiel hört sich dann „calle“ wie „casche“ an.
Das mit der Sprache ist so eine Sache: Spanisch verstehe ich hier nicht wirklich. Italienisch ging zwar mit der Argentinierin im Flugzeug sehr gut, aber in der Praxis hat es sich hier auch nicht bewährt. Englisch will auch niemand wirklich sprechen. Ich spreche trotzdem Englisch, versetzt mit Brocken von Spanisch und untermalt mit Italienisch. Vielleicht versuche ich es heute einmal mit Deutsch. Wer weiß…
Have a nice day!
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