Ein starkes Volk: Bienen sind die drittwichtigsten Nutztiere der Menschen nach Rindern und Schweinen. Neben der Produktion von Honig haben sie eine unverzichtbare Aufgabe in der Natur und Landwirtschaft: Sie bestäuben Pflanzen. Ohne die Bienen wären die Streuobstwiesen am Hesselberg nichts als eine Blütenzierde im Frühling, meint Hobby-Imker Friedrich Linse aus Opfenried. Ohne Bienen gäbe es manche Obst- und Gemüsesorten nicht mehr und deutlich weniger Blumen.
Ich will in der Serie „Blütenvölker“ in den kommenden Monaten einen Blick in diesen gefährdeten Kosmos werfen. Allein in Deutschland sind mehr als 80 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzpflanzen auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen. Allerdings sind die Staaten bildenden Insekten bedroht. Jährlich, davon gehen Biologen aus, sterben Milliarden von Bienen. In Europa, so heißt es, verlieren Imker jedes Jahr rund zehn Prozent ihrer Völker. Bienen allerdings unverzichtbar, sie bestäuben jeden dritten Bissen Nahrung, wie Statistiken sagen. Indes leiden die Insekten unter anderem unter dem Einsatz von Pestiziden und dem Fehlen von Blühflächen. Ein Volk von Honigbienen umfasst zur Hochsaison im Frühsommer bis zu 50 000 „Bürger“ in einem Bienenstock. Was auf den ersten Blick für den Laien wie ein heilloses Durcheinander wirkt, erweist sich als durchorganisierter Superorganismus. Alle Mitglieder des Staates, ob Königin, Arbeiterinnen oder Drohnen, verfolgen das gleiche Ziel: das Überleben des Volkes und seiner Nachkommen zu sichern. Allerdings werden die Völker in ihrem Bestand von äußeren Faktoren bedroht. Zum einen finden Honigbienen nicht mehr genug vielseitige Nahrung, was oft an Monokulturen in der Landwirtschaft liegt. Auch eingesetzte Pestizide bedrohen das Leben der Biene. Auch natürliche Feinde wie Parasiten oder die Varroamilbe. Wird diese nicht richtig bekämpft wird, kann dies das Ende für ein ganzes Bienenvolk bedeuten. Zuletzt ist es auch der Klimawandel, der den Bienen zu schaffen macht, weil er ihren natürlichen Lebenszyklus ins Wanken bringt, durch zu starke Temperaturschwankungen im Winter beispielsweise. Friedrich Linse hat zehn Bienen-Völker auf seinem Grundstück am Südhang des Hesselbergs stehen. Jetzt, nach dem langen Winter, ist er gespannt, wie seine Bienen durch die kalten Monate gekommen sind. Im ersten Teil der Serie wird er anlässlich der so genannten Frühjahrsdurchsicht seine Stöcke öffnen.