Hier ist das Ende der Fahnenstange erreicht: Zu Fuß geht es nur noch nordwärts, 1640 Kilometer sind es vom Capo Passero, dem südlichsten Punkt Siziliens, bis zum nördlichsten Dorf Italiens, Kasern in Südtirol.

Wer weiter nach Süden will, muss ein Boot besteigen, das vielleicht im Golf von Sidra ankommen würde, 400 Kilometer durch die Straße von Sizilien, bis Libyen. Gleich zu Beginn dieser Reise wäre eine seefahreriche Herausforderung zu bestehen, die Passage der Isola delle Correnti. Etwa auf dem gleichen Breitengrad liegt im Westen Tunis.

Das kleine Eiland hat seinen Namen von den starken Strömungen, den Correnti, die entstehen, weil sich hier zwei Meere treffen, das Ionische und das Mittelmeer. Wer sich traut, kann das Inselchen über eine kleine Felsmauer zu Fuß erreicht werden. Dort warten ein Leuchtturm und ein altes Gemäuer. Früher flachste ich mit meinen Kindern, dass sich darin der libysche Diktator Gaddafi versteckt halte. Nun, das wissen wir heute, er hatte ein Kanalrohr bevorzugt.
Über die Insel hat sich jetzt ein Hitzeschild gelegt, die Sicht ist diesig, der Himmel grau, der Horizont lässt sich nur erahnen. Kaum ein Lüftchen bewegt sich.

Die Landschaft liegt in einem surrealen Licht. Gespenstisch wirken die Foliengewächshäuser, in denen Tomaten schwitzen. Wer an die südlichste Spitze der Insel will, muss an Milliarden Tomaten vorbei. Sie sind der Stolz und das Wahrzeichens Pachinos.

Zwischen den Plastikkonstruktionen stehen Hütten, Häuser, zerfallen Gutshöfer und verwittern ausgediente Gewächshäuser. Der Blick findet keinen Halt.
Idyllisch ist die Gegend nicht, aber dennoch: Das Capo hat etwas Magisches. Das nächste Festland ist Afrika. Das weckt Sehnsucht und beflügelt die Phantasie.