Monumental ist im Valle dei Tempi in Agrigento alles. Die Dimension der Ausgrabungsstätte, ihre archäologische Bedeutung und die jährlichen Besucherzahlen. Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen.





Aber einer stiehlt den Trümmern die Schau: Ikarus.

Dieser Held aus der griechischen Mythologie, der abstürzte, weil er mit seinen Flügeln aus Wachs übermütig wurde und der Sonne zu nahe kam, ist vor dem Concordia-Tempel in den Staub gefallen. Geschaffen hat ihn der 2014 verstorbene polnische Künstler Igor Mitoraj, der nach einer Einzelausstellung in Agrigento 2011 seinen Icaro Caduto zurückließ.
Das Hauptthema von Mitorajs Skulpturen ist der menschliche Körper, seine Schönheit und Zerbrechlichkeit, und die tieferen Aspekte der menschlichen Natur. Inspiriert von den klassischen Werken von Michelangelo und Antonio Canova griff er wiederkehrend auf Gestalten der griechischen und römischen Mythologie zurück.
Durch gezielte Beschädigung der Oberfläche mit Rissen oder ganz weggelassene Teile einschließlich häufig leerer Augenhöhlen zeigt Mitoraj die Unvollkommenheit der menschlichen Natur und die Verwundbarkeit des Menschen. Mitorajs Stil, seine Interpretation der Antike mit klaren Akzenten der Moderne, ist zu einem weltbekannten Markenzeichen seiner monumentalen Arbeiten geworden.

Eine Instagram-Berühmtheit ist der Koloss in Agrigento schon lange. Jetzt, wo ich ihn mit eigenen Augen gesehen habe, war es für mich wie ein Wiedersehen mit alten Freunden, machten doch 2021 sechs Mitoraj-Skulpturen in Noto Urlaub. Seinerzeit stahlen die Riesen dem barocken Steintheater ebenfalls die Schau.



