Ich bin ja eine Selfmade-Frau, was meine italienischen Sprachkenntnisse anbelangt. Richtigen Unterricht hatte ich nie. Brauchte ich auch nicht. Zumindest was meinen Wortschatz in allen Essensdingen betrifft. Wie ich das gemacht habe? Ich habe einfach jahrelang am Strand meinen Schirmnachbarn (unfreiwillig) zugehört.

Eines der Hauptthemen ist dort nämlich das Essen. Vormittags wird zum Auftakt unter dem Sonnenschirm erst einmal schwelgend und lautstark das cena, das Abendessen, seziert. Ob man zu Hause oder im ristorante war. Falls ja, in welchem. Ob es was taugt. Wer der Koch ist. Was man gegessen hat, Fisch oder Fleisch, welchen Fisch, welches Fleisch, ob die Qualität gepasst hat, wo man eingekauft hat, wer das beste Fleisch, Obst, dolce hat. Da kommen im Lauf der Zeit viele Vokabeln zusammen und die stete Wiederholung ist beim Spracherwerb bekanntermaßen das A und O.
Wenn dieses Thema schließlich im Lauf des Vormittags abgefrühstückt ist, werden die bambini unruhig. Die Wasserspiele machen hungrig und es sind ja noch lange zwei Stunden bis zum pranzo, dem Mittagessen.

Ausschweifend zählen die Mamas oder Omas den Kleinen auf, was sie alles eingepackt haben. Pizette, Panini con prosciutto, pesche e pere, patatine, aber die werden aus der Bar geholt. Genauso wie das gelato, die granità oder der caffè in Mini-Pappbechern.
Geduldig wird der mitgebrachte Proviant für den kleinen Hunger zwischendurch ausgepackt, ausgewickelt, oft von den Sprösslingen quengelig abgelehnt und dann wieder sorgfältig weggeräumt. Ist aber auch gar nicht so schlimm, denn mittlerweile ist es Zeit für die verdiente Mittagspause vom Nichtstun. Nicht nur die gut gefüllten Kühlboxen werden wieder heimgeschleppt, sondern auch alle Stühle, Liegen, Handtücher und aufblasbaren Wassertiere. Nur der eingeklappte Schirm bleibt manchmal als Platzhalter für später einsam im Sand zurück.
Daheim heißt es dann: Il pranzo è servito! Mitserviert wird gleich das Thema für den späteren Nachmittag, für die zweite Schicht am Strand, und für mich eine weitere kulinarische Italienischstunde.
Sehr schön! Genau: Cosa si mangia? Das Topthema, gleich nach (oder noch vor?) dem Wetter. Da muss ich an ein Erlebnis dieses Jahr in München denken. Ich saß mit meiner Tochter im Biergarten am Chinesischen Turm, es war Mittag, und es war ausgerechnet Ferragosto. Am Tisch neben uns eine Gruppe Italiener, drei, vier Erwachsene und mindestens so viele Kinder. Sie holten sich jedoch nur Getränke. Später kam eine der Frauen und brachte das Pranzo: eine Take-Away-Tüte mit einer ordentlichen Portion Pasta für jeden, von einer Osteria am Eingang zum Englischen Garten. Mamma weiß, was Bambini (und Padri) wünschen.😉
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Köstlich! Kann ich mir genau vorstellen! 😂 Ich will das ja mal ausprobieren, wenn ich wieder in Deutschland bin: die Analyse des Essens zu meinem Top-Thema zu machen. Saluti 🌞
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