Zugegeben, es geht IMMER im Schneckentempo voran, am Lufthansa-Schalter in Catania. So wie an allen anderen Schaltern in Sizilien eben auch. Das weiß man ja, wenn man ein bisschen was über die Insel gelernt hat. Hier wird zwar sehr schnell geredet, aber die Handlungen sind entschleunigt. Ich finde das schön. Eilig darf man es halt nicht haben, aber wer auf den letzten Drücker zum Flughafen kommt, ist am Schalter wiederum auch ganz schnell dran. Nur Touristen sind zwei meist Stunden früher da.
Ich war heute auch früher da, weil ich an meinem Flug eine Änderung vorgenommen hatte und mir nicht ganz sicher war, ob das geklappt hat. Also habe ich mir die Warterei in voller Ausprägung gegeben.
In den erst fünf Minuten hatte bei meinen Mitreisenden die Urlaubserholung noch voll durchgeschlagen. Es wurde gelacht, die Gesichter wirkten entspannt, wo es in Sizilien am schönsten war, wurde verglichen.
Aber als dann der erste gemault hat, wie lange das hier alles dauert, breitete sich miese Stimmung aus wie ein Lauffeuer. Es entwickelten sich richtige Diskussionen über das lahme Bodenpersonal. Wie die das effektiver machen könnten. Dass das unverschämt ist usw. usw.

Derweil kroch die Schlange langsam weiter. Das Lufthansa-Personal ließ sich von den mit den Hufen scharrenden Passagieren nicht aus der Ruhe bringen. Als einige Menschen im Rollstuhl vorgelassen wurden, hat es gerade noch gefehlt, dass die beschimpft worden wären.
So nach einer Dreiviertelstunde, ich war fast bis zum Check in vorgedrungenen, drängelte sich ein deutsches Paar vor. Es war zu diesem Zeitpunkt noch über eine Stunde bis zum Boarding. Ganz aufgelöst ob der Schlange wollten sie bevorzugt behandelt werden, sie würden ja sonst ihr Flugzeug verpassen. War ja nicht so, dass wir später alle im selben Flieger sitzen würden…
Unter meinen Mitmenschen machte sich Unruhe breit, ich glaube, manche wären auch gewaltbereit gewesen, wenn die beiden mit ihrem Vorstoß erfolgreich gewesen wären.
Waren sie aber nicht. Die beiden Mitarbeiter am Schalter wiesen das Paar geduldig und extrem freundlich auf die frühe Uhrzeit hin. Pazienza in Reinform.
Etwas mehr Geduld hätte auch den anderen Wartenden gutgetan. Noch einmal mal das sizilianische Gewusel inmitten der Langsamkeit genießen und nach erfolgreicher Gepäckaufgabe noch einmal vor die Abflughalle gehen, eine Portion Sonne tanken und einen letzten Blick auf den Ätna werfen. Einfach in der Warteschlange noch mal inne halten, der Stress in Deutschland kommt dann bald von ganz alleine.

Ich habe mir nach dem Einchecken als Gruß an den rauchenden Vulkan draußen noch eine Zigarette angesteckt. Dort traf ich auf ein sizilianisches Paar. Die hatten es wirklich ziemlich eilig, waren schon fast zu spät für ihren Flug, meinten sie. Aber eine Zigarette geht immer, meinten sie.