Es bringt mich jedesmal zum Verzweifeln: die beliebte Standard-Auskunft „Non lo so!“, also „Ich weiß es nicht“, wenn ich etwas suche, etwas nicht finde oder nicht weiß, wie hier in Sizilien etwas funktioniert.
Zum Beispiel im supermercato: Mir war der braune Zucker ausgegangen und ohne braunen Zucker kann ich morgens meinen caffè nicht trinken, weil er dann einfach nicht diese karamellige Note hat. Im kleinen alimentari ein paar Straßen weiter gibt es leider keinen.

Also musste ich ich in den megastore. Da gibt es ja so ziemliche alles, nur ist das Sortiment jedes Mal umgeräumt. Mit meinem deutschen Ordnungsstandard suchte ich deshalb als erstes dort, wo Zucker meiner Meinung nach logischerweise stehen sollte: bei den Backzutaten. Da fand ich zwar allerlei Dinge mit wunderschönen Namen: Lievito Pane degli Angeli, Brot der Engel, was in Deutschland ganz schnöde Backpulver heißt. Oder, genauso schön, zucchero al velo, also Zucker, der sich wie Schleier über das Gebäck legt. Oder weniger lyrisch in tedesco: Puderzucker. Aber ganz normaler Zucker? Fehlanzeige.

Nachdem ich ein paar mal am Regal auf und ab getigert war und meinen Suchradius erfolglos auf den ganzen riesigen Laden ausgedehnt hatte, gab ich es auf. Ich sah ein, dass ich es ohne fremde Hilfe nicht schaffen würde. Also fragte ich eine ältere Frau, die so Küchen-kompetent wirkte, dass sie mir sicher weiterhelfen könnte. Aber sie antwortete einfach nur: „Non lo so.“ So erging es mir noch einige weiter Male. Was ich ja auch verstand, denn den Zucker haben sie in diesem iperstore auch wirklich gut versteckt. Vielleicht ist der in Italien sogar rationiert, fragte ich mich. In Zeiten wie diesen weiß man ja nie…
Nachdem ich aber extra wegen braunen Zuckers überhaupt in den Laden gegangen war und weil ich an meinen nächsten caffè dachte, zündete ich die nächste Rakete: einen Mitarbeiter fragen. Es gab deren genug, in ihrer knallroten Dienstkleidung waren sie außerdem leicht zu erkennen.

Es ist keine Überraschung: „Non lo so“, beschied mir der erste, auch die zweite, an die ich mich mit zunehmender Verzweiflung wandte, hatte keine andere Auskunft parat. Man antwortet mir auch mit einem Achselzucken und mit einem Hinweis auf den Zucker, der sich angeblich bei den erbe, den Gewürzen, befinde. Das stellte sich aber als reines Ablenkungsmanöver heraus.
Mittlerweile leicht gereizt und gefühlt mein halbes Leben in diesem Laden ohne Zucker verbringend, wagte ich einen letzten Anlauf. „Dove si trova il zucchero?“, wollte ich von dem Angestellten wissen. Und tatsächlich, er antwortete nicht: „Non lo so!“ Er hatte als Auskunft die Steigerung von „Non lo so!“ für mich: „Non c‘è!“ Gibt es nicht? Gibt es doch!

Meinen braunen Zucker habe ich dann zufällig doch noch gefunden: beim Kaffee.