Tage des Donners

Irgendwann hatte ich nur noch Angst, dass die Scheiben bersten. Hagelkörner schossen vom Dach gegenüber wie Pistolenkugeln gegen die Fenster. Dazu Donner wie Bombeneinschläge und Blitze direkt über dem Haus. Ich bin mittlerweile hartgesotten, was Gewitter in Sizilien anbelangt. Aber das jüngste in dieser Reihe ließ mich erschaudern.

Dieser August war wettermäßig nicht mal bescheiden, er war brutal. Tempo è brutto, mehr sagen sie hier nicht dazu. Es hat fast jeden Tag geregnet, die Luftfeuchtigkeit war so hoch wie in den Tropen und phasenweise hatte es über 40 Grad. Der Mensch hält das kaum noch aus.

La Sicilia e terra di frontiera per il cambiamento climatico – Sizilien ist beim Klimawandel an vorderster Front. Klingt nicht gut, was Wissenschaftler da sagen. Stürme und vor allem Überschwemmungen setzen der Insel zu. Stürme, die einem Hurrikan so ähnlich sind, dass sie Medicane genannt werden.

Irgendwohin zu fahren wird in diesem Klima zur reinen Risikoabwägung. Jederzeit kann eine Sintflut über einen hereinbrechen und aus einer schnöden Fahrt ins Hinterland ein Kampf gegen die Naturgewalten werden. Das überhitzte Meer schickt so viel Wasser in die Atmosphäre, das dann aus den Wolken niederbricht.

Der Hagelsturm hat mich nun in eine neue Dimension des sizilianischen Unwetters geführt. Wäre das Gewitter nachts niedergegangen, ich wäre vor Angst erstarrt. Tagsüber merkt man wenigstens, dass man nicht allein ist mit seiner Panik, auch die Kinder der Nachbarn weinen ob des infernalischen Lärms, den der Himmel schickt. Die Urgroßmutter schickt als Antwort ein paar Gebete zurück.

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