Sie haben mir neulich alle einen wunderschönen Urlaub gewünscht. So, als ob ich in die Karibik fliegen oder zu einer Abenteuerreise aufbrechen würde. Dabei bin ich nur in mein anderes Leben gewechselt. Ich werde keine tollen Geschichten mit im Gepäck, keine waghalsigen Dinge ausprobiert haben, wenn ich zurückgekehrt sein werde. Aber vielleicht erzähle ich in Deutschland von heute, von einem wunderschönen Tag am Strand, vom Glück an einem ganz normalen Freitag.
In den ersten Tagen in Sizilien, wenn der Gedanke an Deutschland noch nicht mehr ist als eine vage Idee, wenn noch viel Zeit ist, die Dinge zu erledigen, die ich auch hier tun muss, lasse ich mich treiben. Jeder Morgen verheißt alles und nichts, birgt alle Möglichkeiten und keine.
Obwohl es heute morgen recht kühl war, lockte mich das Meer. Ein bisschen aufs Wasser schauen, ein wenig dösen, etwas lesen, nur so zum Vergnügen. Ein kleines Picknick am Strand. Sonnenstrahlen sammeln. Wenn es zu kalt wäre oder zu windig, würde ich einfach umkehren und etwas anderes machen.
War es aber nicht. Es war genau richtig. Der Strand war nicht menschenleer, aber auch nicht voll. Der Wind wehte, aber nur so stark, dass er der Mittagssonne die Wucht nahm. Es war warm genug, dass der Sand nicht kalt war. Die Wellen erzeugten ein Hintergrundrauschen, brüllten sich aber nicht in den Vordergrund.
Es war einfach alles im Gleichgewicht. Von nichts zu viel und von nichts zu wenig. Und obwohl das alles für sich genommen nichts besonderes war, war es in seiner Komposition der perfekte Tag.
Vielleicht habe nur ich das so erlebt. Aber als ich das alte Paar entdeckte, das auf seinen roten Klappstühlen und mit den Strohhüten auf dem Kopf zufrieden nebeneinander aufs Meer hinausschaute, kam es mir einen kurzen Moment so vor, als ob die beiden es nach einem gemeinsamen Leben auch gesehen haben: Ausgewogenheit. Von nichts zu viel und von nichts zu wenig.
Fantastisch! Jetzt müsste man Urlaub machen (oder sein Leben ans Meer verlagern) können.
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Wenn ich nicht wüsste, wie elend der Winter hier sein kann und wie sehr ich hier schon gefroren habe in einem Haus ohne Heizung, wäre ich versucht, hier der Energiekrise in Deutschland auszuweichen 😉
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Das glaube ich gern.
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